Hahaha … guck mal die da!”, höre ich es aus weiter Ferne flüstern. “Boooaaa! Die ist ja mal voll heiß!”, schaltet sich eine andere Stimme ein. Ich muss grinsen, auch wenn ich mich etwas unwohl fühle. Nicht unbedingt wegen den getuschelten und doch für mich deutlich zu verstehenden Komplimenten, sondern eher aus dem Grund von wem sie kommen. Ich stehe nämlich gerade nicht im absoluten IN-Club von München und um mich herum befindet sich auch keine Scharr von gutaussehenden Männern, wo einer hübscher ist als der andere. Ich befinde mich auch nicht auf einer angesagten Cocktailparty, auf der mir die leckersten Cocktails der Stadt von noch leckereren Barkeepern serviert werden. Nein, ich stehe … vor einem Kindergarten. Einem Kindergarten, der zu allem Übel gerade auch noch große Pause hat. Vergnügt tollen die Kinder umher, ziehen sich gegenseitig an den Haaren oder versuchen gut sichtbar ein Kaugummi darin unterzubringen. Erzieher rennen pädagogisch wertvoll hinter jedem zweiten kleinen Dreikäsehoch her und versuchen sie irgendwie mit Bauklötzen und Wachsmalkreide zu bestechen. Und ich? Ich stehe hier im kurzen, aber sehr stylischen Kleid vom letzten Zara-Sale in 10 cm hohen Stilettos mit perfekt gelockten Haaren und dem Handy in der einen und meiner Lieblings-Clutch in der anderen Hand. Ja, so kann man schon mal in den Kindergarten gehen. Zumindest dann, wenn man auf der Suche nach einem Ort ist, an dem man deplatzierter nicht sein kann. Was ich hier mache? Naja, das ist recht einfach erklärt: Ich möchte hier Bilder machen. Warum ich mir dafür einen Kindergarten ausgesucht habe, ist fast noch einfacher erklärt: Die Außenfassade des Kindergartens ist pink – so wie mein (Barbie-)Outfit. Also eine passende Location. So war zumindest der Plan. Dass ich jetzt hier stehe, auf meinen Freund warte, der gerade die Kindergartenleiterin um Erlaubnis fragt, hier Fotos machen zu dürfen und mir ganz nebenbei die kleinen Jungs verzweifelt versuchen unter den Rock zu gucken, ja, das war so irgendwie nicht eingeplant. Nein, wirklich nicht.
Dass sich auf dem Kindergartengelände eine Möchtegern-Barbie befindet, hat sich unter den Kindern schnell herum gesprochen und es dauert nur wenige Sekunden, bis sich um mich herum eine Traube von kleinen Zwergen bildet, für die ich so etwas wie die Attraktion des Tages bin. Ja, ich fühle mich sogar fast ein bisschen, wie eine dressierte Barbie, die tausende Kinderaugen erwartungsvoll anschauen, damit sie endlich ein tolles Kunststück zeigt. Ob das Stehen auf hohen Schuhen für die Kinder auch als Kunststück zählt, wage ich an dieser Stelle übrigens zu bezweifeln.
Dann kommt Kai wieder – endlich – im Gepäck, die gute Nachricht, dass wir hier unsere Fotos machen dürfen. Na klasse. Bekommen die Kinder wohl doch noch ihre Barbie-Show geboten.
Zwischen riesigen Kindertrauben, Sandburgen und überforderten Erzieherinnen stehen Kai und ich da und machen Fotos. Ok, Kai steht. Ich pose – ganz zur Freude aller männlichen Dreikäsehochs, die immer noch versuchen mir unter das Kleid zu gucken. Die Mädchen hingegen sind damit beschäftigt (gut versteckt hinter Kai natürlich) einige meiner Posen nachzumachen. Herrje, ich kann Euch sagen: Das war eine der verrücktesten Fotoaktionen, die ich für meinen Blog je auf mich genommen habe. Nach gut zwanzig Minuten sind alle Bilder fertig. Und nicht nur die Bilder – auch ich. Alles, was ich will, ist ganz schnell nach Hause zu fahren und hoffen, dass ich keines dieser Kinder je wiedersehen muss … 😉
Auch wenn das Outfit mehr auf die Tanzfläche statt auf die Rasenfläche eines Kindergartens gehört, liebe ich diesen knalligen Look wirklich sehr. Und so einen kleinen Girly-Moment darf doch ruhig jeder von uns mal haben, oder?
Kleid: Zara
Stilettos: Zara
Clutch: Zara
Kette: H&M
Uhr: Skagen
Get the Look: