Akutes und spontanes verknallt sein kennen wir Frauen. Die Opfer der Begierde können vielseitig sein. Vielleicht ist es der süße Barkeeper von gestern Nacht, der uns die besten Cocktails der Stadt gemixt hat oder vielleicht ist es auch das Urlaubsland, aus dem wir gar nicht mehr weg wollten. Meistens jedoch sind es keine Männer und auch keine fremden Länder, sondern Kleidungsstücke. Um genau zu sein, sind es oftmals Schuhe, die uns Frauen den Verstand rauben, uns nicht mehr klar denken lassen und uns einreden, dass wir ohne sie nicht mehr leben können.
Ungefähr so erging es mir, als ich DIE super heißen Fransen Ankle Boots von Yves Saint Laurent das erste mal sah. Während sich meine Mutter in meinem Kopf mit meinem aktuellen Kontostand verbündete und beide mir immer wieder zuriefen, was für eine blöde Idee es sei, diese Treter zu kaufen, schrie eine andere kleine Stimme in mir: “Kauf diese Schuhe! Und zwar sofort!” Ich stand schon an der Kasse, als mir einfiel, dass ich doch eigentlich einen richtig tollen (und teuren!) Urlaub dieses Jahr machen wollte, ich mir diesen Monat bereits schon zwei Designer-Schätzchen geleistet hatte und bald auch noch die Steuer anstehen würde. Und zum ersten Mal in meinem Leben, entschied die Vernunft.
“Meine Mama wäre stolz auf mich”, ging es mir durch den Kopf, als ich mit gesenkten Haupt die Boutique verließ. Aber warum fühlte ich mich nur so schlecht, obwohl es mit Sicherheit die richtige Entscheidung war?
Drei lange Wochen vergingen und die Fransen Ankle Boots schwirrten immer noch in meinem Kopf herum. Mittlerweile hielt ich es für die dümmste Entscheidung, sie im Geschäft zu lassen, statt mit ihnen die Nächte in den angesagtesten Clubs durchzutanzen. Immer wieder schlich ich um die Boutique und presse meine Nase gegen die Schaufenster – bis zu dem Tag, als sie nicht mehr da waren. Ich glaube, einige von Euch kennen es sicher, wenn man ein bestimmtes Teil unbedingt haben will, aber immer wieder zögert, weil es vielleicht zu teuer ist, man so ein ähnliches Teil schon hat oder weil es eigentlich nicht zum restlichen Stil des Kleiderschrankes passt und dann ist es – WEG! Spontane Schnappatmung, der Puls rast und auf einmal wird einem klar, dass man seine Chance verpasst hat. Ungefähr so fühlt es sich auch an, wenn einem der süße Nachbarsjunge nicht aus dem Kopf geht, man aber zu schüchtern ist, ihn anzusprechen und dann irgendwann feststellen darf, dass man seine Chance vertan hat, da an seiner Hand mittlerweile eine attraktive Blondine stöckelt.
Wie dem auch sei, meine geliebten Fransen Ankle Boots waren weg. Vermutlich am Fuß der attraktiven Blondine des Nachbarsjungen, die jetzt mit ihm und in ihren neuen Schuhen im besten Club der Stadt tanzt. Und dabei umwerfend aussieht. Zu umwerfend. So umwerfend, dass der süße Nachbarsjunge kurz darauf mit ihr vor dem Traualtar steht. Oh Gott, Ihr merkt schon, meine Gedanken gehen mit mir durch …
Nach einigen Wochen in stiller Trauer, ging ich schließlich in die Stadt und stöberte durch ein paar Läden. Und plötzlich entdeckte ich sie: Fransen Ankle Boots, die denen von Yves Saint Laurent zum verwechseln ähnlich sahen! Und das Beste? Sie waren auch noch im Sale und kosteten nur noch knapp 50 Euro!
Ja, ich weiß, es sind keine Yves Saint Laurent und werden es auch niemals sein, aber sie waren immerhin ein keiner Trost und sahen dabei wirklich umwerfend aus! Wirklich! Dieses Mal zögerte ich keine Minute, schnappte mir das letzte Modell in meiner Größe und eilte zur Kasse.
Spätestens seit diesem Tag weiß ich, wie glücklich Schuhe uns Frauen machen können – selbst wenn es nicht DAS Designerpaar geworden ist. Mit Schuhen ist es wie mit Männern: Die Perfekten sind manchmal unerreichbar, aber gerade das umperfekte, macht sie erst perfekt, oder?